Eine Reise durch Europas Handwerk in Potsdam

Die Brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam hat, wie kaum eine andere Stadt in Deutschland, bereits im 16.jahrhundert etwa 20.000 Migranten für den wirtschaftlichen Aufschwung angesiedelt.
Bis heute sind die Spuren der Vergangenheit erlebbar.

Mühle hinter den neuen Kammern

 

Im Wesentlichen kamen die neuen Bewohner Potsdams vom 16. bis 18. Jahrhundert aus:


Frankreich 
Die Hugenotten kamen nach 1635  als Protestantische-Glaubensflüchtlinge aus Frankreich. Mit ihnen kam auch Erfahrung im Weinbau nach Potsdam. Der französische Einfluss in Potsdam ist bis heute in den historischen Bauwerken und Gärten zu erkennen.

Schloss Sanssouci


Holland
Gesucht waren Baumeister und Zimmerer mit Erfahrung im trockenlegen von Bauland sowie der Kanalisierung für eine moderne Infrastruktur. Um den angeworbenen Spezialisten ein Gefühl von Heimat zu bieten wurden 134 typische Ziegelstein-Häuser in 4 Karrees aufgebaut.  Noch heute bildet das Holländer-Viertel einen geschlossenen Teil der Potsdamer Innenstadt.

Gebäudereihe im Holländerviertel

Böhmen
Aus Böhmen kamen im Jahr 1752 Glaubensflüchtlinge als nützliche Tuchmacher und Weber. Friedrich der Große siedelte sie in den Dörfern Nowawes und Neuendorf, im heutigen Potsdamer Ortsteil Babelsberg, um seine Soldaten mit entsprechenden Uniformen auszustatten. Noch heute findet man die originalen Tuchmacher Häuser am Weberplatz. Zentral auf dem Platz steht die von Maulbeerbäumen gesäumte Friedrichskirche.


Museum in typischem Weberhaus

Italien
Über Jahrhunderte waren die preußischen Regenten von Italienischer Kunst und Kultur beeindruckt. Erfahrene Baumeister und Gartengestalter wurden nach Potsdam geholt um mit ihrer Expertise Objekte entsprechend zu gestalten. Diese Handschriften sind bis heute unverkennbar.
Auf den italienischen Einfluss trifft man in den kunstvoll angelegten Gärten. Um die königliche Familie mit mediterranen Gewächsen zu verwöhnen hat man große Teile des Parks unter Glas angelegt.
Heute werden die bis zu 252 Jahre alten königlichen Weinberge betreut und gepflegt von der Mosaik-Berlin gGmbH (einer soziale Einrichtung).
Die hier erzeugten Weine und Secco werden durch die Mosaik gGmbH direkt vermarktet.


Weinberg am Belvedere Klausberg



Russland

König Friedrich III. lies im Jahr 1826 13 Block-Häuser als ein Geschenk an seinen verstorbenen Freund Zar Alexander I. für die ihm überlassenen Russische Sänger-Soldaten errichten. Die komplette Garten-Anlage der Alexandrowka wurde vom preußischen Gartenkünstler Peter-Joseph Lenné angelegt.


Windmühle im Betrieb


Bei der Gesamtbetrachtung darf man den englischen Einfluss auf die Gartengestaltung nicht vergessen. Setzten die Engländer doch in dieser Zeit Maßstäbe.

Heute ist Potsdam als weltoffene Stadt zu jeder Jahreszeit ein Besuch wert.

Mehr Infos gibt es hier!


Text und Fotos: KHKern
Winter 2023